Name und Herkunft
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Ausgangspunkt der Erfassung für das Personenlexikon sind die Zehdenicker Stiftsdamen. Es ist geplant, in einem zweiten Schritt auch Stiftsdamen von Heiligengrabe, Lindow und Marienfließ (Prignitz) zu erfassen. In einem dritten Schritt könnten dann Stifte in weiteren preußischen Territorien folgen. Berücksichtigt werden Stifte, die (ausschließlich oder zu einem wesentlichen Anteil) adlige Frauen aufgenommen haben.
Die aus mittelalterlichen Klöstern hervorgegangenen Damenstifte waren nach der Reformation zunächst in die Strukturen ihrer Region eingebunden. Sie rekrutierten ihr Personal aus der Region. Erst mit der Herausbildung eines absolutistischen Staatswesens in Brandenburg-Preußen gerieten die Stifte stärker in das Blickfeld zentraler staatlicher Institutionen. Damit wurden sie aus heutiger Sicht zum Gegenstand überregionaler preußischer Geschichte und hörten auf, lediglich ein Gegenstand der Regionalgeschichte zu sein.
Es macht also Sinn, hier einen Anfangspunkt zu setzen. Dieser könnte zwischen 1701 (Erhebung Preußens zum Königreich) und 1740 (Thronbesteigung Friedrich II.) liegen.
Nach unserer Kenntnis war Amalie von Stille die erste Domina (Oberin) in Zehdenick, die nicht aus Brandenburg kam. Sie wurde im Jahr 1733 dem Konvent oktroyiert. In diese Zeit fällt auch die Einführung der ersten Stiftsorden in Preußen (Halle 1707, Marienfließ in Pommern 1737, Heiligengrabe 1740).
Die Namen
Wer ein Lexikon der Stiftsdamen anlegen will, steht zunächst vor der Frage, wo er die Namen der Stiftsdamen findet. Wenn man nicht das Glück hat, in einem Stiftsarchiv auf entsprechende Unterlagen zu stoßen, dann wird man der vorhandenen Literatur über das Stift wenigstens einige Namen entnehmen können. Da die Stiftsdamen meist im Stift gestorben sind, können auch die Kirchenbücher (und in neuerer Zeit die standesamtlichen Aufzeichnungen) Auskunft geben. Ist ein Begräbnisplatz des Stifts vorhanden, sind vielleicht noch die Inschriften der Grabsteine lesbar. Eine wichtige Quelle ist das „Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat“. In den Jahrgängen von 1798 bis mindestens 1868 sind die Familiennamen der Konventualinnen bzw. Stiftsdamen verzeichnet, später nur noch die Familiennamen der Oberinnen. Und blättert man bei Recherchen in der genealogischen Literatur des Adels, so wird man hin und wieder auf Stiftsdamen stoßen, die man gar nicht gesucht hat. Auch solche Zufallsfunde sollte man notieren.
Das Wichtigste für eine Stiftsdame war die Zugehörigkeit zu ihrer Familie. Ihr wertvollster Besitz war ihr adliger Familienname. Wenn wir dies beim Wort nehmen, dann ist unsere Kenntnis des Familiennamens schon eine der wichtigsten Informationen, die wir über eine Stiftsdame erlangen können. Leider bleibt es manchmal auch die einzige Information.
- Marietta
Meier: Standesbewusste Stiftsdamen – Stand, Familie und Geschlecht im adligen
Damenstift Olsberg 1780-1810; Köln u.a. 1999, S.161-170
- Rüdiger von Treskow: Adel in Preußen. Anpassung und Kontinuität einer Familie 1800-1918; in: Geschichte und Gesellschaft, Bd. 17 (1991), S. 344-369
Suchen und Finden
Selbstverständlich ist zu berücksichtigen, dass die Schreibweise eines Familiennamens im Lauf der Zeit gewechselt haben kann, wobei der phonetische Gleichklang jedoch meist bewahrt blieb. In der weiblichen Form kann der Familienname eine abweichende Endung aufweisen; so gehört eine „Britzken“ zur Familie Britzke bzw. eine „Stillen“ zur Familie Stille. Bei den Familiennamen des polnischen Adels, die meist eine Herkunftsbezeichnung beinhalten, endet die männliche Form auf –i, die weibliche Form auf –a und der Plural auf –y. Im Zuge der Eindeutschung polnischer Familiennamen wurden diese Unterschiede tendenziell eingeebnet, so dass nur noch eine einheitliche Endung (entweder auf –i oder auf –y) übrig blieb. Aus einem „ck“ wurde dann häufig auch ein „tzk“. Um die Herkunft aus einem polnischen Adelsgeschlecht näher zu bestimmen, ist übrigens außer dem Familiennamen der Name des Wappens von Bedeutung.
Hat man den Familiennamen einer adligen Stiftsdame gefunden, so hat man auch Aussicht, sie innerhalb des ihres Adelsgeschlechts zu identifizieren. Dabei gilt: je mehr man über die betreffende Person weiß, um so besser. Trotz der umfangreichen genealogischen Literatur über den Adel führt die Suche allerdings nicht immer zum Erfolg. Im Gegensatz zu den Söhnen wurden Töchter, besonders wenn sie unverheiratet blieben, mitunter völlig weggelassen oder nur summarisch aufgeführt, etwa mit dem Vermerk: „... und drei Töchter.“
Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich aus den Gewohnheiten der Namensgebung im Adel. Aus Gründen der Familientradition hat man bestimmte Vornamen bevorzugt, die dann mehrfach vorkommen, auch innerhalb der gleichen Generation. Und da jedes Kind mit mehreren Vornamen belegt wurde, war auch unter Geschwistern die Verwendung des gleichen Vornamens nicht selten. Wenn es in einem weit verzweigten Adelsgeschlecht zwei oder drei etwa gleichaltrige, unverheiratete Elisabeths gibt, ist kaum zu entscheiden, welche die Stiftsdame war, wenn nicht weitere Angaben zur Person hilfreich hinzukommen.
Merkmale der Herkunft
Stiftsdame wurde man - von Ausnahmen abgesehen - nicht durch eigenes Verdienst, sondern als Mitglied einer angesehenen Familie, vor allem als Tochter eines Vaters, der sich besondere Verdienste „um König und Vaterland“ erworben hatte. Unser Augenmerk richtet sich deshalb bei den Stiftsdamen vorrangig auf deren Herkunft. Neben der Abstammung kann sich auch die regionale, ethnische, konfessionelle und soziale Herkunft einer Stiftsdame als aufschlussreich erweisen. Unsere Neugier in dieser Richtung wird allerdings gebremst durch Schwierigkeiten, die nicht selten einer eindeutigen Zuordnung im Wege stehen.
Preußische Offiziere und Beamte wurden häufig versetzt, so dass manchmal von vier Kindern jedes an einem anderen Ort, ja in einer anderen Provinz, geboren wurde. Die regionale Herkunft wird damit mehr oder weniger bedeutungslos. Ähnliches gilt gelegentlich auch von der ethnischen Herkunft. Adelsgeschlechter wie die von der Goltz (Golc) oder die von Unruh (Unrug) haben polnische Wurzeln, auch wenn die deutschen Anteile in diesen Familien überwiegen. Vorfahren der letzten Zehdenicker Oberin, Margarethe von Sodenstjerna, stammten aus Schweden. Eine spätere Generation wurde in Pommern und in Westpreußen ansässig, wo deutscher und polnischer Einschlag in die Familie kam. Wo sollen wir nun zum Beispiel den Vater unserer Oberin, Otto Boguslav von Sodenstjern, ethnisch einordnen?
Hinsichtlich der sozialen Herkunft haben wir es zwar mit einem eng begrenzten, aber trotzdem wenig übersichtlichen Spektrum zu tun. Die Väter unserer Stiftsdamen waren entweder Offiziere, Beamte oder Gutsbesitzer. Allerdings haben viele spätere Inhaber einer Beamtenstelle ihre berufliche Entwicklung mit einer Offizierslaufbahn begonnen, ebenso nicht wenige Gutsbesitzer. Ohne genauere Kenntnis des väterlichen Lebenswegs, die leider oft nicht zu erlangen ist, lässt sich manchmal nicht entscheiden, in welchem Milieu die spätere Stiftsdame aufwuchs.